Ein Teil des Theaterstücks wurde 1955 in der ostdeutschen Zeitschrift Aufbau abgedruckt, eine Aufführung ist nicht bekannt, die unkonventionelle Form der „Zauberposse“ ist in der Rezeption vielfach auf Befremden gestoßen, ebenso sorgte die politische Positionierung des Textes zwischen den Fronten des Kalten Krieges (pro-revolutionäres Anti-Atombomben-Drama mit Totalitarismuskritik) für negative Kritik.
Das Drama gliedert sich in zwei Akte mit vier bzw. drei Bildern. Geschildert wird eine Handlung auf zwei Ebenen, jene der ‚Großen’ , welche die Welt der Menschen ist, und jene der ‚Kleinen’, die von heinzelmännchenartigen Hausgeistern bewohnt wird, die sich „Hinze“ nennen. Auf der Ebene der ‚Großen’ wird der Haushalt des Diktators des Phantasiestaates Quion, General Valdemario Adolar, gezeigt. Adolar ist mit Dona Pilar, Mama Patria genannt, verheiratet, liebt aber seine Riesenpythonschlange, die Macht und Grausamkeit symbolisiert, offensichtlich mehr, weshalb Pilar eifersüchtig ist. Die Tochter des Regentenpaares heißt Mignon und fügt sich nicht in die Wünsche und das Weltbild der Eltern. Sie liebt verpönte Literatur und Kunst, etwa von Henri de Toulouse-Lautrec und Federico García Lorca und weigert sich, den Chef der anonymen Zivilgarde und „Generalinquisitor gegen unquionische Umtriebe“ (KG 304), Búbon Grande, oder den Anführer von Adolars Leibwache, Oberst Cabéz de Burro zu heiraten.
Auf der Handlungsebene der ‚Kleinen’ beraten die Hinze, was angesichts der Weltherrschaftspläne Adolars zu tun sei. Dieser werde in drei Tagen ein Ultimatum an die West- und Ostmächte stellen, sich zu ergeben, da er andernfalls seine Kernwaffen zum Einsatz bringe. Adolar hat sich nämlich durch den Mord am deutschen Physiker Handloser, der eine neue Atomwaffengattung entwickelt hat, in den Alleinbesitz der hocheffizienten „Zinnoberbombe“ gebracht. Die Hinze erwählen Mignon als Verbündete und weihen sie in Adolars Pläne ein. Da ihre Intervention bei ihrem Vater nicht fruchtet, besucht einer der Hinze den Diktator persönlich. Die paranoische Angst des Diktators vor „subversiven Elementen“ und „Zinnoberspionen“ vermischt sich mit der unwahrscheinlichen Handlung um die Hinze, wodurch das Thema der Geisteskrankheit in negativer wie positiver Form zentral wird. Der Diktator wird als psychotisch bezeichnet und hält sich selbst dafür, da er an sich zu zweifeln beginnt. Aufgeputscht durch Drogen will er seinen Plan weiterverfolgen und in einer Rede im Rahmen einer Feierlichkeit seine Weltherrschaftspläne bekanntgeben. Die Hinze spielen ihm allerdings einen Streich und bewirken, dass er stattdessen dem Volk eine „Barkarole von Jacques Offenbach“ (KG 373) vorträgt.
Die Hinze, die seit Jahrhunderten in die Weltgeschichte eingreifen, sehen ihre gegenwärtigen Ziele in der Verhinderung eines erneuten Russlandfeldzuges sowie die Verhinderung von Verstrahlung der Umwelt durch Atomwaffeneinsatz. Einer der Hinze, der früher den Maler Toulouse-Lautrec begleitete, hat sich in Mignon verliebt und möchte sein unsterbliches Leben als ‚Kleiner’ für ein Menschenleben an ihrer Seite aufgeben. Währenddessen ist auf der Ebene der „Großen“ die Revolution gegen den Diktator ausgebrochen. Dieser sieht - paranoisch - selbst in seiner Frau eine Angreiferin und lässt die Riesenpython (seine "Wunderwaffe") frei, bevor er sich selbst erschießt. Der romantisierte Schluss besteht darin, dass der attraktive junge Revolutionär Toledano aus dem buchstäblichen "Untergrund" Mignon im verwüsteten Haus ihrer Eltern auffindet und sie auffordert, mit ihm zu kommen. Die Schlange wird in die Urwälder zurückgebracht, der exilierte Revolutionsführer José Aguirre kehrt zurück und der Staat Quion ist vom Diktator befreit. Dieses überzogen wirkende „Happy End“ wird erst durch die – jede Wahrscheinlichkeit der Handlung negierende – Gattungsbezeichnung „Zauberposse“ denkbar.
Zitierbar als: Doris Neumann-Rieser: Ulrich Becher, Die Kleinen und die Großen. Neue Zauberposse in zwei Akten (1955). kk-diskurse.univie.ac.at