Institut für Germanistik

Helmut Hermann Schwarz

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Helmut Hermann Schwarz, geboren am 31.5.1928 (Wien), gestorben am 31.10.2009 (Wien), stammte aus einer bürgerlichen Wiener Familie, studierte ab 1946 in Wien Theaterwissenschaft, Germanistik und Anglistik und promovierte 1950.

Darauf folgt ein Regiestudium am Konservatorium der Stadt Wien. 1948 sammelte er Regieerfahrung in dem von ihm mitgegründeten ›Studio junger Schauspieler‹. Ebenfalls von ihm mitgegründet und geleitet ist das Wiener ›Theater der 49‹, das seinen Betrieb 1949 im Cafe Dobner aufnahm und u.a. Reinhard Federmanns Drama Der Weg zum Frieden aufführte. Neben ersten eigenen Dramen zählen Hans Weigels Stück Barabbas (Wiener Volksbildungswerk) und Milo Dors Der vergessene Bahnhof (Urania) zu seinen ersten Regiearbeiten. 1950 war er freier Mitarbeiter bei Radio Wien, 1951 Mitbegründer und bis 1953 Leiter des ›Theater am Parkring‹. Ebenfalls 1951 wird er Lektor am Wiener Burgtheater (Bauer), wo er 1954 Regietätigkeiten übernimmt und bis 1963 tätig bleibt. Zugleich inszeniert er weiterhin Stücke in Kellertheatern und an anderen in- und ausländischen Bühnen. Von 1960 bis1977 ist er Direktor am Reinhardt-Seminar, von 1977 bis 1984 Rektor der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst.

Ab den 1950er Jahren verfasste er Dramen zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. 1951 trat er dem Vorstand des österreichischen Vereins ›Allgemeines Jugendwerk – Gesellschaft für die Freiheit der Kultur‹ bei, dem auch Milo Dor und Reinhard Federmann angehörten. Der Verein wird in der AZ als überparteilich beschrieben, jedoch ist dessen antisowjetische Ausrichtung durch den Verweis auf den ›Kongreß für kulturelle Freiheit‹ klar. Im gleichen Jahr veröffentlichte Schwarz ein Gedicht in der Reihe Stimmen der Gegenwart, die von Hans Weigel „im Auftrag der Gesellschaft für Freiheit der Kultur“ herausgegeben wurde, um jungen österreichischen Autoren und Autorinnen ein Forum zu bieten. Weigel nimmt Schwarz 1951 in seine Übersicht zu jungen österreichischen Autoren der Nachkriegszeit auf. Heinz Gerstinger zählt ihn 1963 „zu den meistaufgeführten österreichischen Autoren der Gegenwart“ (Gerstinger, S. 10) und schreibt ihm die Entwicklung eines Dramentyps „dramatisierte“ oder „szenische Reportage“ (ebd., S. 13, 15) zu.

Schwarz’ Werk ist z. T. stark vom Katholizismus geprägt. 1956 hatte er mit dem Stück Arbeiterpriester einen großen Erfolg, das sich mit dem Verhältnis von Kirche und Arbeiterschaft beschäftigt. 1959 wird Schwarz’ Drama Das Aushängeschild in Graz uraufgeführt, in dem es um einen Dirigenten geht, der die Intendanz der Ostberliner Staatsoper übernimmt, aber von den politischen Machthabern zu Propagandazwecken missbraucht wird. Die Handlung des 1961 bei den Wiener Festwochen aufgeführten Stücks Die Beförderung ist in einem totalitär geführten Staat angesiedelt, und thematisiert die Opposition von verabsolutierter und missbrauchter ‚weltlicher’ Macht und Religiosität.

1962 wird in Linz sein gesellschaftskritisches Atomdrama Im Aschenregen uraufgeführt. 1960 verfasst Schwarz die Einleitung zu den unter dem Titel Rüstet ab! erschienen Schriften von Bertha von Suttner, die in der Reihe Das österreichische Wort des Stiasny-Verlags erscheinen. Er verfasst zudem theoretische Schriften zum Theater, u.a. über Max Reinhardt (1973). 1957 wird er mit dem Förderungspreis der Stadt Wien ausgezeichnet.

Verwendete Quellen:

Dolores Maria Bauer: Dramatiker zwischen zwei Schreibtischen. In: Neues Österreich, 28.12.1961, S. 6.

Heinz Gerstinger: Helmut Schwarz. In: Wort in der Zeit 9 (1963) H.1, S. 9-17.

Andrea Huemer: ‚Niemals nur zuschauen’. Aufbruch in den Theaterstudios nach 1945. In: gift. Zeitschrift für freies Theater (2012) H. 4. www.freietheater.at [zuletzt aufgerufen 14.11.2013].

Dies.: ‚Niemals nur zuschauen’ – Der Aufbruch der jungen Wiener Theaterszene nach 1945: Wettbewerb, Konkurrenz, Establishment. In: gift. Zeitschrift für freies Theater (2013) H. 1. www.freietheater.at [zuletzt aufgerufen 14.11.2013].

N.N.: Programmheft zur Uraufführung 14.10.1948 - Theaterzettel Der vergessene Bahnhof von Milo Dor, Szene 48, 14.10.1948, Österreichisches Theatermuseum [zit. nach Huemer 2012.]

N.N.: Jugend und kulturelle Freiheit. In: Arbeiter-Zeitung, 7.2.1951, S. 2.

N.N.: Schwarz, Helmut (Hermann). In: Wilhelm Kosch (Begr.), fortgef. v. Ingrid Bigler-Marschall: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Bd. 3, Pallenberg – Singer. Bern: Francke 1992, S. 2138.

H. Schmölzer: Persönlichkeit und Werk R. Federmanns. Zwischen Skepsis und Gefühl. In: Die Furche (1969) H. 16, 19.4.1969.

Helmut H[ermann] Schwarz: Kind von heute. In: Weigel (Hg.): Stimmen der Gegenwart 1951, S. 146.

Helmut Schwarz: Gründerjahre des Kellertheaters. In: Milo Dor (Hg.) Die verbannten. Graz: Stiasny 1962, S. 109-113.

Ders.: Max Reinhardt und das Wiener Seminar. Wien: Bergland 1973.

Hans Weigel (Hg.): Stimmen der Gegenwart 1951. Wien: Jugend u. Volk, Jungbrunnen 1951.

Hans Weigel: Glosse. Kleiner alphabetischer Baedeker der jungen österreichischen Literatur. In: Welt am Montag, 21.5.1951, S. 5.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Helmut Hermann Schwarz, kk-diskurse.univie.ac.at

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