Institut für Germanistik

Hans Friedrich Kühnelt

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Hans Friedrich Kühnelt, geboren am 20.3.1918 (Bozen), gestorben am 26.2.1997 (Wien), studierte Elektromaschinenbau in Innsbruck und übersiedelte 1938 nach München, wo er eine Stelle als Techniker bei BMW antrat. Daneben nahm er Schauspielunterricht bei Konstantin Delcroix und erhielt Engagements als Schauspieler, etwa bei Otto Falckenberg an den Münchener Kammerspielen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen; 1943 wurde sein erster Band mit Gedichten aus dem Lazarett veröffentlicht. Ein zweiter Gedichtband erschien 1949; danach konzentrierte sich Kühnelt ganz auf die Dramatik.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kühnelt am Salzburger Landestheater tätig, wo 1948 sein erstes Stück Spass muss sein aufgeführt wurde. Ab 1949 lebte er als freier Schriftsteller und Restaurator von Bildern in Wien. 1951 erhielt er den Literaturförderungspreis der Stadt Wien und einen staatlichen Anerkennungspreis für Dramatik. 1959-1961 gehörte er zu den vier „Burgtheater-Stipendiaten“ die auf Initiative Ernst Haeusermans monatliche Raten erhielten.

Seine Dramen bedienen sich eines eher traditionellen, romantischen Stils, greifen aber aktuelle gesellschaftskritische Themen wie die Gefahren der Technisierung und Atomwaffen, Mängel der Flüchtlingshilfe u.ä. auf. Seinen größten Erfolg landete er 1954/55 mit dem Stück Ein Tag mit Edward, das am Wiener Burgtheater aufgeführt wurde. Die Titelfigur Edward ist ein Roboter, der mehr Gefühl beweist als die emotional erkalteten Menschen um ihn. An diesen Erfolg versuchte Kühnelt vergeblich anzuknüpfen.

Sein 1956 geschriebenes Stück Es ist später als du denkst, das die Atomkriegsproblematik behandelt, wurde aber immerhin 1957 beim Dramatikerwettbewerb der Bregenzer Festspiele ausgezeichnet und am 17.1.1960 wurden im Wiener Akademietheater bei einer Matinee einige Szenenausschnitte daraus gelesen. Das Stück wurde zwar vom Rowohlt-Verlag zum Bühnen-Vertrieb angenommen, jedoch in Österreich nicht aufgeführt, was den Autor angeblich zur Verfassung des Dramas Der Preisträger (öst. UA: 1971) animierte. Es ist später als du denkst wurde 1963 im Stadttheater Saarbrücken uraufgeführt, von der deutschen Kritik aber negativ aufgenommen.

Insgesamt verfasste Kühnelt bis Ende der 1970er Jahre rund zehn Dramen, darunter Straße ohne Ende, das am 12.6.1963 am Wiener Burgtheater Premiere hatte. Die Handlung thematisiert die Probleme von Ostflüchtlingen, im Westen zurechtzukommen. Die im Text zum Ausdruck gebrachte kritische Sicht auf die versprochenen Freiheiten des Westens wurde von Bruno Frei in der kommunistischen Zeitschrift Tagebuch als „Pseudo“ angegriffen. Das 1963 verfasste Stück Die Optimisten ist eines von Kühnelts – laut Hans Heinz Hahnl drei – unaufgeführten Stücken. Behandelt wird darin die Problematik von geistiger Unfreiheit in totalitären Regimen im Verhältnis zur Problematik materieller Armut. 1977 überarbeitet Kühnelt Die Optimisten und ändert den Schluss.

Neben dem Literaturförderungspreis der Stadt Wien 1951 erhielt Kühnelt 1960 den Österreichischen Staatspreis für Dramatik und 1970 den Förderungspreis der Stadt Wien.

Verwendete Quellen:

Tamara Auer-Krafka: Hans Friedrich Kühnelt: Die Optimisten, Informationsblatt des Thomas Sessler-Verlages, Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur, Literaturhaus Wien.

Wilhelm Bortenschlager: Tiroler Drama und Dramatiker im 20. Jahrhundert. St. Michael: Bläschke 1982.

Evelyn Deutsch-Schreiner: Theater im ‚Wiederaufbau’. Zur Kulturpolitik im österreichischen Parteien- und Verbändestaat. Wien: Sonderzahl 2001.

dreb.: Friedrich Kühnelts Atomdrama eine Enttäuschung. Uraufführung von ‚Es ist später als du denkst’ im Stadttheater. In: Saarbrücker Landeszeitung, 19.2.1963, [S. 10].

Bruno Frei: Wiener Premieren. In: Tagebuch 18 (1963) H. 7/8, Juli/August, S. 12.

Johann Gunert (Red.): Österreichischer PEN-Club [...]. Bibliographie seiner Mitglieder. 2., verb. u. erw. Aufl. Wien: Österr. PEN-Club 1959.

Hans Heinz Hahnl: Schwierigkeiten eines Preisträgers. Der Dramatiker Hans Friedrich Kühnelt ist fünfzig. In: Arbeiter-Zeitung, 20. 3. 1968, S. 8.

Hans Friedrich Kühnelt: Die Reise. Gedichte. München: Studentenführer der Univ. München 1943.

Hans Friedrich Kühnelt: Das Traumschiff. Murau, Salzburg, Wien: Verl. Buchh. Kuhn & Fonje 1949.

N.N.: Hans Friedrich Kühnelt. Der letzte Romantiker. In: Die Wochenpresse (1959) H. 24, 13.6.1959, S. 10.

N.N.: Hans Freidrich Kühnelt, Programmzettel der Lesung der ‚Burgtheater-Stipendiaten’ vom 17.1.1960 im Akademietheater, Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur, Literaturhaus Wien, Zeitungsausschnittsammlung.

Christine Riccabona und Anton Unterkircher (Brenner-Archiv): Hans Friedrich Kühnelt. In: Lexikon Literatur in Tirol. orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f [zuletzt aufgerufen 25.11.2013].

Girid Schlögel: Hans Friedrich Kühnelt. Ein österreichischer Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Wien: Dipl.-Arb. 1991.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Hans Friedrich Kühnelt, kk-diskurse.univie.ac.at

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