Institut für Germanistik

Rudolf Henz

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Rudolf Henz, geboren am 10.5.1897 (Göpfritz, Niederösterreich), gestorben am 12.2.1987 (Wien).

Henz stammte aus einer christlich-konservativen Familie. Von 1915 bis 1918 diente er als Soldat im Ersten Weltkrieg und absolvierte die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Ab 1919 studierte er Germanistik und Kunstgeschichte in Wien und promovierte 1923. Henz war als Referent bei der katholischen Volksbildung aktiv. Ab den 1920er Jahren schrieb er Gedichte, Dramen, Erzählungen und Romane, die sich vor allem mit historischen und religiösen Themen beschäftigten. Seine Kriegserlebnisse hat er unter Pseudonym im Gedichtband Lieder eines Heimkehrers (1920) und im autobiographischen Roman Dennoch Mensch… (1935) verarbeitet.

Ab 1929 war er Mitglied des Programmbeirates der österreichischen Rundfunkgesellschaft RAVAG, von 1931 bis 1938 fungierte er als deren wissenschaftlicher Direktor. Ab 1934 hatte er als Bundeskulturrat eine maßgebliche kulturpolitische Funktion im österreichischen Ständestaat inne. 1934 leitete er auch das Kulturreferat der „Vaterländischen Front“. Henz wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 aus seinen Funktionen entlassen. Ab 1939 war er Mitglied der Reichsschrifttumskammer und publizierte während des Nationalsozialismus mehrere historische Romane. In der Wissenschaft wird diskutiert, ob Henz als Vertreter der „Inneren Emigration“ zu sehen ist, der mit seinen Romanen das NS-Regime kritisiert hat. Diese These entspricht dem Selbstbild seiner 1963 veröffentlichten Autobiographie Fügung und Widerstand.

Die ersten Gedichte, die Henz nach 1945 in der Kulturzeitschrift Der Turm veröffentlichte, stellen eine Kontinuität zu 1934 her. 1945 wurde Henz wieder als Programmdirektor der RAVAG eingesetzt, die unter der Verwaltung der sowjetischen Besatzungsmacht stand. In seiner Autobiographie beschreibt er die Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit der sowjetischen Verwaltung und den Sendern der anderen Besatzungszonen. Neben kritischen Äußerungen gegenüber dem Kommunismus beschreibt er als sein vorrangiges Interesse, einen gesamtösterreichischen und von den Besatzungsmächten unabhängigen Rundfunk aufzubauen.

Henz hatte wichtige kulturpolitische Funktionen in der österreichischen Nachkriegszeit inne. Ab 1945 war er im Vorstand der Österreichischen Kulturvereinigung und gründete 1947 die ›Katholische Aktion‹, als deren Präsident er bis 1954 fungierte. Er sprach sich nach 1945 stark für eine Trennung von kirchlichen und politischen Funktionen aus. Henz war Mitglied der 1948 eingesetzten ›Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur‹. Er fungierte als Mitglied im Ausschuss zur Wiedererrichtung des österreichischen P.E.N.-Clubs, dessen Positionierung im Rahmen des Kalten Krieges zunehmend kulturpolitisch relevant wurde. Ab 1955 gab Henz die Literaturzeitschrift Wort in der Zeit heraus; Ziel der Zeitschrift, wie auch ihres Nachfolgers Literatur und Kritik (ab 1966) war es, eine als eigenständig verstandene österreichische Literatur zu vermitteln.

1961 erschien sein Roman Die Nachzügler im Stiasny-Verlag, der die Geschichte eines ungarischen Historikers, der nach dem „Ungarischen Volksaufstand“ 1956 nach Österreich flieht, erzählt. Der Roman wurde sowohl in der Bundesrepublik als auch in Österreich breit rezipiert. Die Kritik würdigte den im Roman vertretenen Glauben an eine göttliche Ordnung, die Henz mit der ideologischen Auseinandersetzung des Kalten Krieges konfrontierte.

1965 erschien mit Der Kartonismus ein weiterer Roman von Henz, eine Satire auf den kulturellen Kalten Krieg und den Kulturbetrieb in Ost und West. Auch dieses Buch fand starke Beachtung bei der Literaturkritik.

1946 wurde Henz der Professorentitel verliehen. Er wurde mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur (1953), dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1954) und dem Preis der Stadt Wien (1956) ausgezeichnet. Von 1967 bis 1980 fungierte er als Präsident des ›Österreichischen Kunstsenats‹.

Verwendete Quellen:

Klaus Amann: Zahltag. Der Anschluß österreichischer Schriftsteller an das Dritte Reich. 2. erw. Aufl. Bodenheim: Philo 1996, S. 168-185.

Wolfgang Hackl: Kein Bollwerk der alten Garde - keine Experimentierbude. „Wort in der Zeit“ (1955–1965). Eine österreichische Literaturzeitschrift. Innsbruck: AMŒ 1998.

Rudolf Henz: Fügung und Widerstand. Graz [u.a.]: Stiasny 1963.

Robert Mühlher: „Uns aber wird das Wort zum Weltgericht“. Gedanken zum Werk von Rudolf Henz. In: Wort in der Zeit 1 (1955) H. 5, S. 1-6.

Karl Müller: Zäsuren ohne Folgen. Das lange Leben der literarischen Antimoderne Österreichs seit den 30er Jahren. Salzburg: O. Müller 1990.

Ladislaus Rosdy: Richter des eigenen Ichs. In: Die Furche, 26.5.1962.

Erika Wögerer: Innere Emigration und historische Camouflage in Österreich. Zum Widerstandspotenzial in den historischen Romanen von Rudolf Henz. Frankfurt/M., Wien [u.a.]: Lang 2004.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Rudolf Henz, kk-diskurse.univie.ac.at

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