Institut für Germanistik

Richard Billinger

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Richard Billinger, geboren am 20.7.1890 (St. Marienkirchen), gestorben am 7.6.1965 (Linz), wuchs in einer bäuerlich-kleinbürgerlichen Familie in Oberösterreich auf. Nach dem Beginn eines Theologiestudiums in Innsbruck studierte er Germanistik und Philosophie in Kiel, Berlin und Wien, wo er in Kontakt mit Dichtern wie Hugo von Hofmannsthal und Max Mell kam. Nach Aufenthalten in Salzburg, München und Berlin lebte er ab 1943 am Starnberger See.

Billinger schrieb naturverbundene Lyrik, die ab den 1920er Jahren in verschiedenen Gedichtbänden publiziert wurde. Seine Dramen wurden an in- und ausländischen Bühnen gespielt, bekannt wurde er mit seinem Drama Das Perchtenspiel, das 1928 bei den Salzburger Festspielen zur Aufführung kam. Neben zahlreichen Theaterstücken hat Billinger mehrere Romane, sowie Lyrikbände geschrieben. Sein Werk beschäftigt sich mit dem ländlichen Leben, mythisch-dämonischen Urkräften und religiösen Bindungen. Er war auch während des Nationalsozialismus sehr erfolgreich, bekam mehrere Literaturpreise und war als Drehbuchautor für die reichsdeutsche Filmproduktion tätig. Wegen seiner Homosexualität wurde er jedoch auch verfolgt.

Seine Stücke wurden nach 1945 in Österreich weiterhin gespielt. Carl Zuckmayer, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs Berichte über wichtige Personen aus dem Kulturbetrieb für den amerikanischen Geheimdienst (OSS) verfasste, beschrieb Billinger als „degenerierten Bauern“ (Zuckmayer, S. 70).

Billingers Stück Donauballade wurde 1959 am Wiener Volkstheater aufgeführt, die deutsche Literaturkritik sprach von einem Rekordbesuchen, die österreichische hingegen von einem „Fiasko“ (Fritsch, S. 1). Hans Weigel beklagte die Thematisierung des Kommunismus und die Darstellung des Retters aus dem Osten „als Sendboten der höheren Gerechtigkeit“ (Weigel, S. 98). Die 1946 geschriebene Autobiographie von Billinger erschien 1951 unter dem Titel Palast der Jugend, die Gesamtausgabe seiner Werke 1962 im Stiasny-Verlag.

1924 bekam er den Ehrenpreis der Stadt Wien, 1932 den Kleist-Preis, 1954 eine Ehrenpension von Oberösterreich, 1962 den Grillparzerpreis; 1961 erfolgte die Aufnahme in die Bayerische Akademie der Schönen Künste, 1962 die Ernennung zum Professor.

Verwendete Quellen:

Gerhard Fritsch: Das Auftreten des Mostschädels in der Literatur. In: Wort in der Zeit 6 (1960) H. 6, Juni, S. 1f.

Klaus Kastberger: Richard Billinger. In: Stichworte zur oberösterreichischen Literaturgeschichte, 2009; www.stifter-haus.at/lib/publication_read.php [zuletzt aufgerufen 16.12.2013].

Arnold Klaffenböck: Ambivalenzen eines Erfolgsautors. In: Birgit Kirchmayr (Hg.): „Kulturhauptstadt des Führers”. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich. Ein Projekt der Oberösterreichischen Landesmuseen in Kooperation mit Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas. Weitra: Bibliothek der Provinz 2009, S. 203-209.

Ders.: Richard Billinger. In: forum oö geschichte 2010; www.ooegeschichte.at/Richard-Billinger.1967.0.html [zuletzt aufgerufen 16.12.2013].

N.N.: Billinger. Donau so flau. In: Der Spiegel 39 (23.9.1959), S. 76.

Hans Weigel: Donauballade. In: Ders.: Tausendundeine Premiere. Wiener Theater 1946-1961. Wien: Wollzeilen Verlag 1961, S. 95-98.

Carl Zuckmayer: Geheimreport. Göttingen: Wallstein 2002.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Richard Billinger, kk-diskurse.univie.ac.at

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