Institut für Germanistik

Kuehnelt-Leddihn, Erik von: Moskau 1997 (1949)

Zürich: Thomas-Verlag 1949.

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Kuehnelt-Leddihns Roman Moskau 1997, der ursprünglich in deutscher Sprache geschrieben wurde, jedoch erstmals 1946 auf Englisch unter dem Titel Moscow 1979 erschien, entwirft in 25 Kapiteln und einem Epilog ein dystopisches Szenario in der Tradition von George Orwells Ninteeneightyfour (1949). Der Roman ist dezidiert antitotalitaristisch und lässt der Religion eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Kommunismus zukommen. 

Die Handlung setzt im Jahr 1997 ein. Nach dem fünften Weltkrieg, in dem Europa fast vollständig zerstört wurde, ist die Welt in zwei Teile geteilt: die totalitäre Sowjetunion erstreckt sich über den gesamten europäischen Kontinent, Amerika dagegen wird von der katholischen Kirche beherrscht; der Vatikan ist nach San Francisco verlegt worden. Die Hauptfigur des Romans ist Uljan, der das bigotte katholische Amerika verlassen hat, um in der Sowjetunion als Kommunist zu leben. Uljan, dessen Name eigentlich Owen A. Boynton ist, findet in der „gottlosen“ Sowjetunion zum Glauben zurück, was durch seine Liebe zu Barrikada geschieht, die bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes Ak ums Leben kommt. Uljan avanciert zum Erzbischof der Sowjetunion, der im Untergrund operieren muss, da das Christentum der größte Feind der Sowjetunion ist. Getarnt als Besitzer einer Gipsfabrik, die die höchsten Produktionssteigerungen der gesamten Sowjetunion verbuchen kann, ist Uljan enger Vertrauter des sowjetischen Präsidenten Jindřich Novák. Der Präsident steht jedoch unter dem Einfluss des Kreml-Archivars Godlewski, der ihm immer wieder die Vernichtung aller sowjetischen Bürger suggerieren will. Godlewski ist Luzifer persönlich, mit dem Plan, Gottes Schöpfung rückgängig zu machen, wobei er sich der kommunistischen Ideologie bedient. Dazu dient ihm die mysteriöse Stadt Leninsk, die das vollendete kommunistische Paradies auf Erden verspricht. Uljan, der vom Vatikan den Auftrag erhält Leninsk, das als Inbegriff des „Bösen“ angesehen wird, zu erforschen, findet heraus, dass die Stadt nicht existiert, praktisch ein „Nichts“ ist und die Menschen, die dort angesiedelt werden sollen, getötet und begraben werden. 

Uljan beschließt seinen Sohn Ak zu suchen, von dem er nach dessen Geburt getrennt wurde, da das Großziehen von Kindern sowie Eheschließungen in der Sowjetunion verboten sind. Ak ist durch und durch Kommunist und von den nihilistischen Ideen Godlewskis begeistert, weshalb Uljan versucht seinen Sohn zum Christentum zu bekehren. Während eines Urlaubs, den Uljan, dessen Sekretärin Tschreka und Ak unternehmen, kommt es in Moskau zu Säuberungen bei Wissenschaftler und Theoretikern, die Präsident Novák gefährlich werden, Uljan avanciert zum neuen Wirtschaftsminister. 

Doch da droht der Komet Berzelius die gesamte Erdbevölkerung mit seinem Schweif zu vergiften und auszulöschen. Als dies in der Öffentlichkeit bekannt wird, kommt es in der Sowjetunion zu Chaos, Anarchie und Gewalt. Das kommunistische System bricht zusammen, während sich der westliche Block im Gebet vereint. Bei der Berechnung der Laufbahn des Kometen unterlief jedoch ein Fehler und die Menschheit in West und Ost bleibt verschont. Uljan kann Ak und Tschreka aufgrund des drohenden Endes zum Christentum bekehren. Nachdem die Gefahr abgewendet ist, kehrt Ak aber zu seinem mechanistischen kommunistischen Weltbild zurück und zeigt seinen Vater bei Godlewski an. Bei seinem Verhör durch die Machthaber des Kreml kann Uljan zwar alle Verdachtsmomente gegen ihn entkräften, bei der ultimativen Probe – er soll das Kreuz schänden – kann er nicht anders, als sich zu Gott zu bekennen. Dies hat seinen Tod in einer der „Verarbeitungsfabriken“, die aus menschlichem Material Luxusgüter herstellen, sowie die Ächtung durch die Kirche in Amerika zur Folge, die den Lügen der sowjetischen Propaganda aufsitzt und Uljan in ihren Annalen von nun an als „schwarzes Schaf der russischen Katakombengeschichte“ führt. Er triumphiert dennoch über den Teufel Godlewski, der es auf seine Seele abgesehen hat. 

Zuletzt schaffen es die Amerikaner und die Kirche aufgrund neuester Technologie, die Sowjetunion in wenigen Tagen einzunehmen und zu beherrschen. Im Jahre 1997 geht die Sowjetunion unter.

Zitierbar als: Stefan Maurer: Erik von Kuehnelt-Leddihn: Moskau 1997 (1949). kk-diskurse.univie.ac.at

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