Institut für Germanistik

Sowjetische Informationszentren

Am 19. September 1950 wurde das erste Sowjetische Informationszentrum (SIZ) im Porrhaus in der Treitlstraße im vierten Wiener Gemeindebezirk eröffnet, weitere Zentren folgten in Stadlau, Floridsdorf, St. Pölten, Wiener Neustadt, Linz-Urfahr und Eisenstadt. Die Informationszentren sollten Hand in Hand mit der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft arbeiten, die Friedenbewegung verstärken und sich um politische Bildung kümmern. Es gab Theater-, Vortrags- und Kinosäle sowie Leihbibliotheken. Nach den Plänen der russischen Besatzer sollten die SIZ später in Kulturzentren bzw. Volksbildungsstätten umgewandelt werden. Zudem waren die SIZ ein wichtiger Veranstaltungsort verschiedener Laienensembles. Das Wiener SIZ stellte ein Theater- und Kabarettensemble unter dem Namen „Theater der Zeit“ (später „Schauspielerkollektiv im SIZ“) zusammen. Der Kino- und Theatersaal, der 600 Sitzplätze umfasste, wurde ab März 1951 bespielt. Der Spielplan des Theaters bestand hauptsächlich aus zeitgenössischen, politischen Stücken, darunter sowjetische Agitationsstücke, aber auch kapitalismuskritische Stücke, wie z.B. Arthur Millers „Alle meine Söhne“ oder Jura Soyfers „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“ sowie politischem Kabarett. sowjet.

Das SIZ in der Treitlstraße verfügte über eine eigene Literaturabteilung, die ein fortlaufendes Programm von literarischen Vorträgen, Buchbesprechungen und -diskussionen, Rezitationsabenden, Lesungen und Autorenabenden, die zum Austausch mit Schriftstellern anregen sollten, unterhielt. In der Literaturabteilung wirkten sowohl sowjetische AutorInnen und als auch junge österreichische DichterInnen, darunter „ArbeiterdichterInnen“ wie Friedl Hofbauer, Hugo Abel, Walter Paul Kirsch oder Josef Toch. Am 25. August 1955 fand im SIZ im Porrhaus die letzte Veranstaltung statt.

Institut für Germanistik | FWF-Projekt „Diskurse des Kalten Krieges“ (Projektnummer P 22579-G20)  | Universität Wien  | Universitätsring 1  | A-1010 Wien