Institut für Germanistik

Rot-Weiß-Rot (1945–1955)

Anfang Juni 1945 nahm die US-Sendergruppe Rot-Weiss-Rot (RWR), zunächst in Salzburg und Linz, ihren Betrieb auf. Ab Juli 1945 sendete auch das Wiener Studio und Ende Oktober 1946 wurde das Hauptstudio von Salzburg nach Wien verlegt. Mit Einsetzen des Kalten Kriegs 1947 erfuhr der Sender RWR – der zuvor nur unter minimaler Aufsicht der US-Armee gestanden hatte – eine Aufwertung als Propagandainstrument. In den 1950er Jahren versuchten die Amerikaner dem politischen Desinteresse des Wiener Radiopublikums entgegenzuwirken, indem sie Unterhaltungsprogramme sendeten, in denen der „österreichische Charakter“ in den Vordergrund treten sollte (u. a. Die Radiofamilie Floriani) sowie Programme, die stärkere politische Akzente setzten, z. B. Wie geht’s, wie steht’s? und Der Watschenmann, einer Kombination aus Informations- und Unterhaltungssendung mit kabarettistischem Einschlag. Im personellen Bereich funktionierte der Sender als „Förderverein für antikommunistische Schriftsteller“ (McVeigh), vor allem für Journalisten und Künstler jüngeren Jahrgangs. Neben Ingeborg Bachmann (1926-1973), die zwischen 1951 und 1953 im Script-Departement des Senders arbeitete, waren auch Milo Dor, Reinhard Federmann, Herbert Eisenreich (1925-1986) sowie Jörg Mauthe (1924-1986) – die zum Kreis um den Förderer der jungen Nachkriegsliteratur Hans Weigel im Café Raimund gehörten – beim Sender tätig. Weigel selbst, der an den Sendereihen In den Wind gesprochen und Im Scheinwerferlicht mitarbeitete war in den frühen 1950er Jahren bei RWR tätig. 

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