Institut für Germanistik

Österreichischer P.E.N.-Club

Von Beginn seiner Neuerstehung war der österreichische P.E.N. in die ideologischen Spannungen hineingezogen, die mit dem Kalten Krieg einhergingen. Robert Neumann, der seit 1938 Präsident des österreichischen P.E.N.-Clubs im Exil gewesen war, spielte als Vizepräsident des Internationalen P.E.N. eine wesentliche Rolle bei der Wiedererichtung des österreichischen P.E.N.-Zentrums in Wien. Bereits in der Gründungsphase, die 1946 abgeschlossen war, war der P.E.N. „Quertreibereien und heimtückischen Angriffen ausgesetzt“ (Roček). 1947 wurde Franz Theodor Csokor als Präsident auf dem P.E.N.-Kongress in Zürich bestätigt und 1948 die PEN-Charta endgültig festgelegt. Der P.E.N. wurde in der Folge immer wieder Ziel antikommunistischer Attacken, weil er für Meinungsvielfalt stand und kommunistische Mitglieder hatte, u. a. Ernst Fischer und Bruno Frei. Csokor hoffte, dass der österreichische P.E.N. internationale Bedeutung erlangen würde und plante, dass das österreichische Zentrum enge Beziehungen mit den Schriftstellervereinigungen in den „Volksdemokratien“ pflegen sollte. Darüber hinaus engagierte er sich in Richtung der pro-kommunistischen Friedenskongresse. Aufgrund dessen diffamierte Hans Weigel Csokor von als Kryptokommunist, bezeichnete ihn als „trojanisches Pferd“ der Sowjets und nannte den P.E.N. einen getarnten kommunistischen „Brückenkopf“.

Obwohl der P.E.N. zunächst auf einem antifaschistische Standpunkt beharrte, gelangten im Zuge des Kalten Krieges zunehmend „belastete“ Schriftsteller, u. a. Franz Karl Ginzkey, Max Mell oder Friedrich Schreyvogl zur Mitgliedschaft. 1956 kam es zum Ausschluss Ernst Fischers, weil er sich nicht dazu bereit erklärte, den Aufruf des P.E.N.-Clubs zur Verurteilung des Einmarsches sowjetischer Truppen in Ungarn zu unterzeichnen.

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