Institut für Germanistik

Amerika Häuser (US-Information Centers)

Die Aufgabe der US-Information Centers (USIC, erst gegen Ende der 1940er Jahre wurde die Bezeichnung Amerika Häuser gebräuchlich) war es, die (Hoch-)Kultur der USA zu demonstrieren. Einerseits sollten die Österreicherinnen und Österreicher mit den demokratischen Idealen und dem „American way of life“ vertraut gemacht werden, andererseits dienten die USICs als Außenposten der amerikanischen Kultur in Österreich. Zwischen 1945 und 1955 entstanden zwölf Amerika Häuser, zunächst in Salzburg, Linz und Wien (später in Steyr, Wels, Zell am See, Innsbruck, Hallein, Graz sowie Ried im Innkreis) und im Rahmen der “Psychologischen Offensive” auch in Gmunden (1951) und Klagenfurt (1953). Die Nebenstellen wurden mit Ende der Besatzungszeit geschlossen, nur das Amerika Haus in Wien besteht bis heute.

Die Amerika Häuser erfüllten eine Vielzahl von Funktionen, sie fungierten als Leihbibliotheken, Leseräume, Konzertsäle, Galerien, Kinos, Hörsäle, Schallplatten- und Filmverleihstellen sowie als Auskunftszentren über alle die USA betreffenden Fragen. Zudem wurden Diavorträge, populärwissenschaftliche Vorlesungen, Musikabende und Gospelkonzerte sowie eine Reihe von Kursen angeboten, die von Sprachkursen bis zu Stenographie, von Seminaren das US-Bibliothekswesen betreffend, bis zur Lehrerfortbildung reichten. Obwohl die Amerika Häuser bemüht waren das Bild der USA als Hochkulturland mit „seriösen“ literarischen Texten zu fördern, verlangte die Mehrzahl der österreichischen Leser Kriminalromane, Comics und Wild-West-Romane. Besonderes Interesse fanden auch emigrierte österreichische Autoren wie Franz Werfel und Stefan Zweig. Zu den beliebtesten amerikanischen Schriftstellern zählten u. a. Ernest Hemingway, John Steinbeck, Sinclair Lewis und Pearl S. Buck. Im März 1950 wurde in Wien auch eine eigene US-Jugendbücherei eröffnet. Während bis Mitte 1947 die „reorientation“ der österreichischen Bevölkerung im Vordergrund stand, wurde anschließend die „anticommunist orientation“ zur Hauptaufgabe und die Amerika Häuser immer mehr zur Waffe an der Kulturfront des Kalten Krieges.

Die Nebenstellen der Amerika Häuser in den Bundesländern wurden mit Ende der Besatzungszeit im Jahr 1955 geschlossen, die Filialen in den Landeshauptstädten Klagenfurt (1958), Graz (1961), Salzburg (1963) und Linz (1965) erst zu einem späteren Zeitpunkt. Das Amerika Haus in Wien, welches sich zum wichtigsten Informationszentrum entwickelt hatte, besteht bis heute.

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