Institut für Germanistik

Auguste Wilhelmine Lazar

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Auguste Wilhelmine Lazar, geboren 12.9.1887 (Wien), gestorben 7.4.1970 (Dresden), Tochter des Baurats und Eisenbahndirektors Adolf Lazar, gehörte einer zum Katholizismus konvertierten jüdischen Familie an. Sie studierte Literaturgeschichte in Wien (Titel der Dissertation: E. T. A. Hoffmanns ‚Prinzessin Brambilla’; 1916) und arbeitete anschließend als Lehrerin an der von Eugenie Schwarzwald geführten Mädchenschule.

1920 heiratete sie den Mathematiker Karl Wieghardt und zog mit ihm nach Dresden. Als dieser 1924 stirbt, pflegt sie verstärkt Kontakt zur Arbeiterbewegung und linken Intellektuellenszene (Viktor u. Eva Klemperer, Herbert Gute, Lea u. Hans Grundig, Hermann u. Käte Duncker, Marxistische Arbeiterschule).

Bis 1939 engagierte sie sich im deutschen Widerstand, indem sie Verfolgten Unterschlupf bietet. Zwischen 1935 und 1938 reist sie mehrfach nach Dänemark, wo eine ihrer Schwestern, die Schriftstellerin Maria Franziska Lazar (verh. Strindberg, Ps.: Esther Grenen), zusammen mit Bertolt Brecht und Helene Weigel bei Karin Michaelis lebt.

Ihre erste Publikation, der Kinder- und Jugendroman Sally Bleistift in Amerika, erschien wegen der NS-Machtergreifung zuerst 1935 in deutscher Sprache in der ›Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR‹ (Moskau, Leningrad) unter dem Pseudonym Mary Macmillan. Wegen ihres jüdischen Familienhintergrundes musste Lazar 1939 emigrieren. Zwei ihrer sieben Schwestern starben in deutschen Konzentrationslagern. Lazar flüchtete nach Großbritannien, wo ihre Tätigkeit zwischen schlechtbezahlten Anstellungen (Köchin, Stenotypistin) und Arbeitslosigkeit schwankte. Daneben Selbststudium im British Museum. Durch Hermann Dunckers Vermittlung kam sie in Kontakt mit der englischen Arbeiterbewegung. 1947 wurde Sally Bleistift in Amerika in Wien im Globusverlag gedruckt, 1949 in Dresden. In der DDR gehörte der Roman zum schulischen Kanon und erfuhr 17 Auflagen.

Lazar kehrte 1949 aus dem Exil in die DDR zurück, wo sie 1951 der SED beitritt. Sie scheint zunächst eine Rückkehr nach Wien geplant zu haben, die ihr jedoch erschwert wurde. Kurzzeitig ist sie bei Radio Dresden, dann als freie Schriftstellerin tätig. Sie verfasst zwischen 1950 und 1970 mehrere Jugendromane. Dazu zählen Jan auf der Zille (1950), Bootsmann Sibylle (1953) Der neue Däumling (1954) und Jura in der Leninhütte (1960). 1957 erscheint ihre Autobiographie Arabesken. Aufzeichnungen aus bewegter Zeit.

Lazar erhielt in der DDR zahlreiche Preise wie den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze (1957) und Silber (1962), sowie die Clara-Zetkin-Medaille und den Nationalpreis (1965).

Verwendete Quellen:

Inst. f. Zeitgeschichte München: Lazar, Auguste. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Vol. II, Part 2: L-Z. München [u.a.]: Saur 1983, S. 698.

Susanne Blumesberger: Das Leben als Arabeske. Auguste Lazar (1887-1970). In: Michael Ritter (Hg.): Praesent 2008. Das literarische Leben in Österreich von Juli 2006 bis Juni 2007. Wien: Praesens 2007, S. 63-73.

[Auguste Lazar] (gez. A. Wieghardt) an den Globus Verlag, Briefe vom 28.12.1948 und 12.3.1949, Alfred-Klahr-Gesellschaft, Archiv des Globus-Verlags.

Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches biographisches Lexikon ab 1815 (2. überarb. Aufl. online) www.biographien.ac.at/oebl [zuletzt aufgerufen 6.11.2013].

Ilse Ploog: Lazar, Auguste. In: Otto zu Stolberg-Wernigerode: Neue deutsche Biographie. Bd. 14, Laverrenz-Locher-Freuler. Berlin: Duncker & Humblot 1985, S. 7f.

Renate Wall: Auguste Lazar. In: Dies.: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945. Gießen: Haland & Wirth 2004, S. 246-248.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Auguste Wilhelmine Lazar, kk-diskurse.univie.ac.at

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