Institut für Germanistik

Erik Maria Kühnelt-Leddihn

Autorenporträt herunterladen

Erik Maria Kuehnelt-Leddihn, geboren am 31.7.1909 (Tobelbad, Steiermark), gestorben am 26.5.1999 (Lans, Tirol).

Kuehnelt-Leddihn stammte aus einer adeligen und monarchistisch eingestellten Familie. Er studierte Jus, Staats- und Volkswirtschaftslehre sowie Theologie in Wien und Budapest. Seit seiner Jugend journalistisch tätig, hielt er sich in den 1930er Jahren als Korrespondent in der UdSSR auf. Die Begegnung mit dem Kommunismus bezeichnete er in seinen autobiographischen Erinnerungen als „Schock“.

In den 1930er Jahren schrieb er drei Romane, die sich mit der Entwicklung in den osteuropäischen Ländern seit dem Ende der Habsburger Monarchie beschäftigten. Der 1933 im katholischen Salzburger Pustet Verlag publizierte Roman Jesuiten, Spießer, Bolschewiken wurde in Deutschland von den Nationalsozialisten verboten. Der Roman setzt sich von einem katholischen Standpunkt aus mit dem Sozialismus und Kommunismus auseinander. 1936 wurde der Roman in Paris mit dem zweiten Preis für den besten Roman über den Bolschewismus ausgezeichnet.

Nach einem Aufenthalt in Großbritannien ging Kuehnelt-Leddihn 1937 in die USA, wo er als Hochschulprofessor und Leiter der Abteilung Geschichte und Soziologie am Jesuiten College Saint Peter’s in Jersey City (New Jersey) tätig war. 1943 publizierte er die wissenschaftliche Studie The Menace of the Herd or Procrustes at Large unter dem Pseudonym Francis Stuart Campbell, in der er sich mit dem Standort der Demokratie im Zeitalter des Faschismus auseinandersetzt. Seine zahlreichen historisch-politischen Beiträge erschienen in Sammelbänden, Zeitungen und Zeitschriften, darunter The National Review, Chronicles und Modern Age. Eigenen Aussagen nach hat er insgesamt über 3000 Artikel geschrieben. Das Totalitäre in politischen Systemen, die Definition von „links“ und „rechts“ sowie kirchliche Fragen waren Themen, mit denen sich Kuehnelt-Leddihn sein Leben lang intensiv befasst hat.

1947 kehrte er nach Österreich zurück, wo er als freier Schriftsteller lebte und weltweite Vortragsreisen unternahm. Sein 1949 erstmals auf Deutsch publiziertes Buch Moskau 1997, das 1940 unter dem Titel Moscow 1979 in einer englischen Ausgabe erschienen war, wurde im Züricher Thomas Verlag und 1961 im Herder-Verlag als Der gefallene Engel oder Moskau 1997 neu aufgelegt. Darüber hinaus erschien der Roman 1952 in französischer und 1957 in spanischer Übersetzung. Der dystopische Roman, der eine totalitär geprägte sowjetische Gesellschaft und eine zwischen Kommunismus und Christentum geteilte Welt beschreibt, wurde in Österreich von der kommunistischen Zeitschrift Tagebuch kritisiert und mit der Frage kommentiert, wer für die „Einfuhr solcher Schmutzprodukte“ (Rabovsky) nach Österreich die Verantwortung übernehmen würde.

Kuehnelt-Leddihn hat sich in zahlreichen weiteren Büchern und Aufsätzen mit politischen und gesellschaftspolitischen Fragen auseinandergesetzt, so kommentierte er auch den „Ungarischen Volksaufstand“ 1956. Der Roman Die Gottlosen erschien 1962 im Bergland Verlag. Im Jahr 1963 reiste er nochmals in die UdSSR, um sich ein Bild von der poststalinistischen Ära zu machen. Seine Eindrücke veröffentlichte er in englischer Sprache.

Verwendete Quellen:

Johann Holzner, Christine Riccabona: Der Löwe von Lans. Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn. In: Sieglinde Klettenhammer (Hg.): Kulturraum Tirol. Literatur - Sprache - Medien. Innsbruck: Innsbruck Univ. Press 2009, S. 121-135.

Erik Kuehnelt-Leddihn: Significance of the Hungarian Revolution. In: Catholic World 92 (1957) H. 185, S. 14-21.

Ders.: Russia, Thirty Years later. In: National Review 9 (1963) H. 37, 3.12.1963, S. 479-481.

Erik v. Kuehnelt-Leddihn: Weltweite Kirche. Begegnungen und Erfahrungen in sechs Kontinenten 1909-1999. Stein am Rhein: Christiana-Verlag 2000, S. 61.

N.N.: Die besten Romane über den Bolschewismus. In: Reichspost, 5.3.1936, S. 5.

Eduard Rabovsky: Religiöse Tarnung für Pornographie. In: Tagebuch 7 (1952) H. 5, 1.3.1952, S. 3.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Erik Maria Kuehnelt-Leddihn, kk-diskurse.univie.ac.at

Institut für Germanistik | FWF-Projekt „Diskurse des Kalten Krieges“ (Projektnummer P 22579-G20)  | Universität Wien  | Universitätsring 1  | A-1010 Wien