Institut für Germanistik

Paul Anton Keller

Autorenporträt herunterladen

Paul Anton Keller, geboren am 11.1.1907 (Radkersburg), gestorben am 20.10.1976 (Hart bei Graz), stammte aus einer in der Steiermark ansässigen Schauspielerfamilie. Neben seiner Lehre als Fotograf besuchte er 1922/23 die Schauspielschule und das Konservatorium.

Schon mit 10 Jahren nahm er mit einem selbstverfassten Text an einem Preisausschreiben teil, mit 17 Jahren gab er den Gedichtband Erleben im Eigenverlag heraus. 1931 folgte ein weiterer Gedichtband – Gesang vor den Toren der Welt, woraufhin Keller als freier Schriftsteller zu leben versuchte.

Ab den 1930er Jahren veröffentlichte er literarische Texte in Zeitschriften mit zum Teil deutschnationalem Hintergrund und in weiterer Folge autobiographisch geprägte Erzählungen, Anekdoten, heimatbezogene Lyrik, sowie „Tiergeschichten“ und „Landschaftsbücher“ wie Das Sausaler Jahr (1941) oder Burgfahrten in Steiermark (1962). Er orientierte sich stark in konservativer Richtung und bewegte sich in völkischen Kreisen. So unterhielt er Freundschaften mit Max Mell, Joseph Friedrich Perkonig und Josef Weinheber, denen er als „Dreigestirn“ ein gleichnamiges Buch widmete.

Am 1.6.1933 trat Keller der NSDAP bei und später dem 1936 gegründeten ›Bund deutscher Schriftsteller Österreichs‹ (BdSÖ), einer getarnten nationalsozialistischen Organisation. Offiziell war er ab 1.7.1938 Mitglied der Reichsschrifttumskammer, ab 4. oder 28.4.1939 deren Leiter für die Steiermark. Er gab die Buchreihe Der Kranz heraus, wo u.a. 1943 die Werke von Peter Rosegger publiziert wurden.

1945 schien Keller kurzzeitig Probleme mit der russischen Besatzungsmacht bekommen zu haben. In seiner Korrespondenz mit Perkonig beschreibt er diese als gewalttätig; sie habe seinen Wohnsitz beschlagnahmt. Ab 1946 konnte Keller, dessen literarische Werke in Österreich offiziell gesperrt waren, seinen Unterhalt als Obst- und Weinbauer sowie Bienenzüchter bestreiten, was ihm dank seines umfangreichen Landbesitzes möglich war. Er publizierte allerdings schon vor der offiziellen Aufhebung seines Schreibverbots am 27.10.1948 oder nach dem 18.11.1948 bzw. 13.1.1949 wieder zwei Bände und trat der ÖVP bei. Ab 1948 erschienen regelmäßig wieder zahlreiche heimatverbundene Erzählungen, Lyrik und Anekdoten unter seinem Namen. Texte aus der NS-Zeit, versehen mit kleinen Änderungen, wurden wiederabgedruckt. Autobiographische Erinnerungen hat er in den Büchern Jahre, die gleich Wolken wandern (1948), Gast der Erde (1957) und Zum Sehen geboren (1972) hinterlassen.

In den 1950er Jahren verfasste er einige Abenteuerromane und Jugendbücher. In seinem Jugendbuch Gefährliche Grenze, das 1956 im Österreichischen Bundesverlag erschienen ist, wird die Geschichte von zwei Kindern erzählt, deren einziger Verwandter, ihr Großvater, sich hinter dem „Eisernen Vorhang“ nahe der österreichisch-ungarischen Grenze befindet. Zusammen mit einem Hund, dem sie das Leben gerettet haben, bestreiten sie das Abenteuer, den Großvater aus den Fängen des kommunistischen Regimes zu befreien, unter dem er in Armut und Unfreiheit lebt. Der Roman wurde von der österreichischen Literaturkritik vielfach bemerkt und rezensiert. Im Tagebuch wurde der Roman negativ aufgenommen. Kurt Partner sah das Buch als verantwortungslos sowie als Hetze und Verleumdung gegen die ungarische Volksdemokratie. Er appellierte an das österreichische Unterrichtsministerium, nicht tatenlos zuzusehen, „wie ein Autor gegen die Demokratie sündigt“.

1955 erhielt Keller den Peter-Rosegger-Preis, 1961 wurde er zum Professor h.c. ernannt, 1975 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz verliehen, 1976 war er für die Sektion über Literatur der Jahre 1938-1945 auf der Steiermärkischen Landesausstellung zuständig.

Verwendete Quellen:

Paul Anton Keller: Tiergeschichten. Gütersloh: Bertelsmann 1948.

Ders.: Gast der Erde. Graz: Leykam1957.

Ders.: Geliebte Gefährten. Wien: Amandus 1960.

Ders.: Dreigestirn. Josef Weinheber, Max Mell, Josef Friedrich Perkonig. Begegnungen, Erinnerungen. Maria-Rain: Petrei 1963.

Robert Mühlher: Der Peter-Rosegger-Preis des Landes Steiermark und seine Träger (1955-1967). In: Gernot D. Hasiba, Berthold Sutter (Red.): Die Steiermark. Land Leute, Leistung. 2. Aufl. Graz: Steiermärk. Landesregierung [u.a.] 1971, S. 701f.

Bernhard Josef Ortner: Paul Anton Keller. Leben und Werk. Graz: Diss 1979.

Kurt Partner: Pflege der Jugendbücher. In: Tagebuch 11 (1956) H. 24, 15.12.1956, S. 4.

Sabine Rupp: Die Lebensgeschichte des Autors Paul Anton Keller – Ein endlos geflochtenes Band. In: Friedrich Helfried Valentinitsch Bouvier (Red.): Graz 1945. Historisches Jahrbuch der Stadt Graz. Bd. 25. Graz: Stadt Graz 1994, S. 457-471.

Claudia Wagner: Die Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur. Literaturreinigung auf Österreichisch. Wien: Dipl.-Arb. 2005.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Paul Anton Keller, kk-diskurse.univie.ac.at

Institut für Germanistik | FWF-Projekt „Diskurse des Kalten Krieges“ (Projektnummer P 22579-G20)  | Universität Wien  | Universitätsring 1  | A-1010 Wien