Institut für Germanistik

Franz Kain

Autorenporträt herunterladen

Franz Kain, geboren am 10.1.1922 (Goisern, Oberösterreich), gestorben am 27.10.1996 (Linz).

Kain stammte aus dem sozialdemokratischen Arbeitermilieu. Kain war ab 1936 Mitglied des ›Kommunistischen Jugendverbandes‹ (KJV), der während des Austrofaschismus in Österreich verboten war. 1936 wegen Verteilung illegaler politischer Flugblätter, erste Verhaftung und Verurteilung, danach Arbeit als Holzknecht. Er setzte sich für die arbeitsrechtlichen Anliegen der Arbeiter ein. 1941 abermals wegen politischer Aktivitäten inhaftiert. 1942 war er Soldat der ›Strafbrigade 999‹ und geriet 1943 in Kriegsgefangenschaft in Tunesien und den USA. Aus der Zeit in österreichischen und deutschen Gefängnissen sowie in amerikanischer Kriegsgefangenschaft sind Notizbücher mit ersten Schreibversuchen erhalten. Erste Gedichte und journalistische Arbeiten publizierte er in der antinazistisch orientierten, amerikanischen Häftlingszeitung PW.

1946 kehrte er nach Österreich zurück. Ab Mai 1946 arbeitete er bei der kommunistischen Zeitung neue zeit in Linz, wo er zunächst in der Kulturredaktion, später in der politischen Redaktion und als Chefredakteur tätig war. Von 1953 bis 1956 war er Korrespondent der Volksstimme in Ost-Berlin und berichtete über die Verbotsprozesse gegen die KPD, die am 17.8.1956 in der BRD verboten wurde.

Kain verfasste Erzählungen, Dramen und Hörspiele. Seine Arbeiten behandeln v. a. aktuelle historische politische Ereignisse in Österreich, viele Arbeiten tragen autobiographische Züge. 1955 erschien Kains Erzählung Romeo und Julia an der Bernauer Straße im Ost-Berliner ›Aufbau-Verlag‹, die mit dem Preis des Kulturministeriums der DDR ausgezeichnet wurde. Während im Aufbau-Verlag weitere Werke publiziert wurden, u. a. Die Lawine (1958), Der Föhn bricht ein (1962) und Das Ende der ewigen Ruh (1978), erschienen in Österreich nur kleinere literarische Arbeiten, u. a. im Linzer Jahrbuch Stillere Heimat. Ab 1989 publizierte der oberösterreichische Verlag ›Bibliothek der Provinz‹ seine Werke, z. B. den autobiographische Roman Am Taubenmarkt (1991), in dem Kain die Erfahrungen in amerikanischer Kriegsgefangenschaft schildert.

Umstritten ist, ob Kain im österreichischen Literaturbetrieb der Nachkriegszeit wegen seiner politischen Funktion in der KPÖ boykottiert wurde. Während einerseits Lesungen von ihm dokumentiert sind und er als in den Literaturbetrieb integriert beschrieben wird, artikulierte er „ausgegrenzt, totgeschwiegen und diffamiert“ worden zu sein. Kain wandte sich gegen den 1969 erfolgten Parteiausschluss von Ernst Fischer, nachdem dieser den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die ČSSR kritisiert hatte.

1996 avancierte die Neuauflage des Erzählbandes Der Weg zum Ödensee (1973) zum „Buch des Jahres“. Die darin publizierte gleichlautende Erzählung behandelt die Verhaftung des hochrangigen Nazifunktionärs Ernst Kaltenbrunner, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes. Von 1949 bis 1997 war Kain Landesobmann der ›Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft‹, fungierte 1977 bis 1979 sowie 1980 bis 1986 als Gemeinderat der KPÖ und 1969 bis 1983 als Mitglied des ZK der KPÖ. Er wurde mit dem Berufstitel Professor (1979) und dem Literaturpreis des Landes Oberösterreich (1989) ausgezeichnet.

Verwendete Quellen:

Erik Adam: Geschichte mit Hilfe von Geschichten beleuchten. Zu Leben und Werk des Schriftstellers Franz Kain. In: Österreich in Geschichte und Literatur 32 (1988) H. 3/4, S. 162-173.

Judith Gruber: Franz Kain – Eine Monographie. Wien Univ.-Diss. 1985.

Marion Hussong: „Man erfährt mehr und wird stärker, wenn man gegen den Strom schwimmt“ – Betrachtungen zur widerständigen Entwicklung des jungen Franz Kain. In: Betrifft: Widerstand 94 (2009) Dezember, S. 23-39.

Wolfgang Quatember: Franz Kain – ein widerständiges Leben. In: Klaus Kienesberger (Hg.): UnSichtbar. Widerständiges im Salzkammergut. Wien: Czernin 2008, S. 110-121.

Wulf Kirsten: Ein simplicianischer Lebenslauf. Der österreichische Schriftsteller Franz Kain (1922–1997). In: Zwischenwelt 19 (2003) H. 4, Februar, S. 43-48.

KPÖ-Linz (Hg.): Schriftsteller, Journalist, Politiker – Franz Kain (1922-1997). Eine Dokumentation der Linzer KPÖ. Linz: o.V., o.J.

Walter Wippersberg: Ausgegrenzt, totgeschwiegen und diffamiert? In: Alfred Pittertschatscher (Hg.): Franz Kain, Karl Wiesinger und die Linzer Literaturszene in der Nachkriegszeit. Wien: Picus 2009, S. 67-117, hier S. 72.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Franz Kain, kk-diskurse.univie.ac.at

Institut für Germanistik | FWF-Projekt „Diskurse des Kalten Krieges“ (Projektnummer P 22579-G20)  | Universität Wien  | Universitätsring 1  | A-1010 Wien