Institut für Germanistik

Felix Gamillscheg

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Felix Gamillscheg, geboren am 26.9.1921 (Hall, Tirol), gest. 24.8.2013 (Wien).

Gamillscheg stammt aus einer großbürgerlichen Familie, die politisch großdeutsch orientiert war. Nach der Berufung des Vaters an die Universität Berlin verbrachte Gamillscheg dort ab 1926 seine Kindheit.

Er war Mitglied bei der HJ, ab 1939 Soldat bei der Deutschen Wehrmacht und geriet am 10.5.1945 in russische Kriegsgefangenschaft. Im Lager besuchte er als Teil der ›Österreichbrigade‹ Vorträge zur österreichischen Geschichte, Literatur und Geographie.

1947 entlassen, ging er nach Tübingen und zog 1948 nach Wien. Während des Studiums der Geschichte und Philosophie, das er 1950 mit der Dissertation „Die Sicherheitspakte der Sowjet-Union 1921–1936 im Spiegel der österreichischen Presse“ abschloss, Sekretariats-Tätigkeit am französischen Kulturinstitut in Wien.

Ab 1951 war er als Lokalreporter bei der konservativen österreichischen Tageszeitung Die Presse tätig und gründete 1953 die katholische Nachrichtenagentur ›Kathpress‹, die er von einer Pressestelle der Erzdiözese Wien zu einer katholischen Nachrichtenagentur ausbaute. Bis 1955 fungierte er als deren Chefredakteur und kehrte danach zur Presse zurück, wo er von 1960 bis 1965 Ressortleiter für Kultur- und Sozialpolitik war. Gamillscheg griff während der 1950/60er Jahre in seinen Artikeln die Polarisierungen von ÖVP und SPÖ auf. Seine damalige politische Haltung kann als kritisch gegenüber dem Sowjet-Kommunismus bezeichnet werden, dennoch hatte er im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit persönliche Kontakte mit politisch und weltanschaulich Andersdenkenden. Als Redakteur berichtete er über die Ereignisse in Ungarn 1956, als Korrespondent hielt er sich in Deutschland, Ungarn und der Tschechoslowakei auf.

Als ehemaliger Einwohner Deutschlands hatte Gamillscheg Schwierigkeiten mit der sowjetischen Besatzungsmacht und der sozialdemokratischen Wiener Stadtverwaltung, um österreichische Papiere zu erhalten. Von Gamillscheg verfasste Artikel für deutsche Zeitung, die sich mit Entführungen und Beschlagnahmungen in Österreich beschäftigten, wurden zensuriert. Gemeinsam mit Valentin Inzko, dem Fachinspektor für den Slowenischunterricht in Kärnten, setzte er sich in den 1960er Jahren für die Slowenen ein.

Nachdem Gamillscheg mehrere Jahre lang am Manuskript des autobiographisch geprägten Romans Die Getäuschten. Roman einer Gefangenschaft gearbeitet hatte, erschien das Buch 1961 im katholischen Styria Verlag. Gamillscheg erzählt darin von der Gefangenschaft im russischen Lager und von der Heimkehr eines Österreichers, der in der Deutschen Wehrmacht als Soldat gedient hat. Ziel des Romans war die Bewältigung und Weitergabe der eigenen Erlebnisse und Erfahrungen, inklusive der totalitär geprägten sowjetischen Begrifflichkeiten und Sprache. Den weltanschaulichen Hintergrund des Romans bildet Gamillschegs Wandel von der seit der Kindheit prägenden großdeutschen Gesinnung zum nationalen Österreichbewusstsein der Nachkriegszeit. Dem Roman wurde große mediale Aufmerksamkeit in Österreich zuteil, eine Diskussion unter politischen Aspekten fand jedoch nicht statt.

1965 gründete Gamillscheg den ›Informationsdienst für Bildungspolitik und Forschung‹ (ibf), fungierte von 1976 bis 1978 als Chefredakteur der katholischen Zeitschrift Die Furche und anschließend bis 2002 als Mitherausgeber. 1978 erfolgte die Gründung der Katholischen Medienakademie, die Gamillscheg bis 1987 leitete und als deren Präsident er von 1990 bis 1995 fungierte.

Verwendete Quellen:

Interview mit Felix Gamillscheg, 11.12.2012 u. 24.3.2013, geführt von Desiree Hebenstreit.

Christine Riccabona und Anton Unterkircher (Brenner-Archiv): Lexikon Literatur in Tirol, Felix Gamillscheg. orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f [zuletzt aufgerufen 26.3.2014]

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Felix Gamillscheg, kk-diskurse.univie.ac.at

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