Institut für Germanistik

Karl Bruckner

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Karl Bruckner, geboren am 9.1.1906 (Wien), gestorben am 25.10.1982 (Wien), schloss keine schulische Ausbildung ab und übte verschiedene Gelegenheitsjobs aus; unter anderem arbeitete er zwischen 1934 oder 1936 und April 1938 in Brasilien.

Zurückgekehrt nach Österreich wurde er 1939 zur Wehrmacht eingezogen, wo er als Meldefahrer tätig war. Über seine Erfahrungen während der NS-Zeit schrieb Bruckner den autobiographisch geprägten Roman Mann ohne Waffen, der 1967 im Verlag Jugend & Volk erschien, sowie die Erzählung Heute am 10. April 1938.

Nach 1945 begann Bruckner seine Tätigkeit in der von der KPÖ geführten ›Globus-Zeitungs-, Druck- und Verlagsanstalt‹ am Fleischmarkt und war laut Manfred Mugrauer zur selben Zeit der KPÖ beigetreten und verfasste erste Artikel und Reportagen für verschiedene Zeitungen, u.a. die Österreichische Volksstimme, das Zentralorgan der KPÖ. Hier erschienen auch seine ersten beiden sozialkritischen Jugendromane: Pablo, der Indio (1949) und Die Spatzenelf (1949), die erfolgreich genug waren, um ihm ab 1950 die Existenz als freier Schriftsteller zu sichern.

Nach Auseinandersetzungen mit dem ›Globus-Verlag‹ ab Februar 1951 – u.a. wegen geplanter Veröffentlichungen in anderen Zeitschriften und Verlagen – erfolgte am 22.1.1952 der Ausschluss aus der KPÖ wegen „unkommunistischen Verhaltens“ (Mugrauer). Bruckner publizierte ab den 1950er Jahren bei verschiedenen Verlagen eine große Anzahl an Jugendromanen, die sich mit Themen wie Sport, Abenteuer und Krieg auseinandersetzten und zeitgenössische politische Diskussionen aufgriffen.

Bruckner nahm an Aktionen des ›Österreichischen Buchklubs der Jugend‹ teil, der 1948 von Richard Bamberger gegründet wurde. Für die Heftreihe „Das große Abenteuer“, mit welcher der Buchklub hochwertige Kinder- und Jugendliteratur gegen die sogenannte Schmutz- und Schundliteratur verbreiten wollte, verfasste Bruckner vier literarische Beiträge.

Einer von Bruckners Romanen – Giovanna und der Sumpf (1953) – führte 1954 in der ›Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur‹ zu einer Auseinandersetzung wegen religionsfeindlicher Tendenzen (vgl. Mazakarini, S. 47). Das Buch erhielt dennoch 1954 den Preis der Stadt Wien für das beste Jugendbuch dieses Jahres. Für seinen 1961 erschienenen Roman Sadako will leben, in dem er sich mit dem Atombombenabwurf über Hiroshima beschäftigt, erhielt Bruckner den Österreichischen Staatspreis für Literatur und den Jugendbuchpreis der Stadt Wien, obwohl die Eignung des Textes als Jugendlektüre zunächst umstritten war und der Titel nicht in der Liste der Empfehlungen der Jugendschriftenkommission aufschien (vgl. Wexberg, S.65; Fuchs/Schneck, S. 135). Dieser Roman bescherte ihm internationale, bis heute andauernde Bekanntheit. Auch für den Roman Nur zwei Roboter (1963), der den Ost-West-Konflikt thematisiert, kam es zu Unstimmigkeiten bei der Einschätzung des Lesealters (vgl. Fuchs/Schneck, S. 24).

Bruckner wurde zweimal mit dem Österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur ausgezeichnet, viermal mit dem Jugendbuchpreis der Stadt Wien. Im März 1963 wurde Bruckner ehrenhalber der Professorentitel verliehen, 1982 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Verwendete Quellen:

Karl Bruckner: Heute am 10. April 1938. In: Oskar Jan Tauschinski (Hg.): Der Eisstoss. Erzählungen aus den sieben verlorenen Jahren Österreichs. Wien, München: Jungbrunnen 1972, S. 8-13.

Birgit Dankert, Sabine Fuchs: Bruckner, Karl. In: Wilhelm Kühlmann (Hg.): Killy-Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2. vollst. überarb. Ausg. Bd. 2, Boa-Den. Berlin [u.a.]: de Gruyter 2008, S. 221.

Richard Bamberger: Karl Bruckner – Leben und Werk. Wien: Jugend & Volk 1966.

Sabine Fuchs, Peter Schneck (Hg.): Der vergessene Klassiker. Leben und Werk Karl Bruckners. Ed. Praesens 2002.

Emmerich Mazakarini: Serielle Phänomene in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur. Unter besonderer Berücksichtigung der Werke von Karl Bruckner. Wien: Dipl.-Arb. 2010.

Manfred Mugrauer: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. In: Unitat. Rote StudentInnenzeitung 2003, H. 2; Onlineausgabe: www.unitat.at [zuletzt aufgerufen 30.10.2013].

Ernst Seibert: Wer Anders sagt, muss auch Bruckner sagen: „Sadako will leben“ jenseits der Jugendbuchgattungen. In: Fuchs, Schneck: Der vergessene Klassiker, S. 125-142.

Tilly Spiegel: Bericht von einem Besuch und Gespräch Karl Bruckners vom 27.5.1971, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Sign.: Bruckner7204.

Andrea Weinmann: Phantasiepädagogik im Geiste der Aufklärung. Karl Bruckner und der Schundkampf der fünfziger Jahre. In: Fuchs, Schneck: Der vergessene Klassiker, S. 229-249.

Kathrin Wexberg: Verschriftlichte Heimat? Karl Bruckner – Ein österrreichischer Jugenbuchautor im Spannungsfeld zischen Literatur und Gesellschaft. Wien: Praesens 2007.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Karl Bruckner, kk-diskurse.univie.ac.at

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