Institut für Germanistik

Karl Bednarik

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Karl Bednarik, geboren am 18.7.1915 (Wien), gestorben am 14.1.2001 (Wien), wuchs im Wiener Arbeitermilieu auf. Seine Jugenderinnerungen an die Zwischenkriegszeit hat er im autobiographisch geprägten Roman Die Aplatas beschrieben, der 1997 in einer Kleinstauflage im Eigenverlag erschienen ist. Nachdem er eine Lehre zum Buchdrucker absolvierte, wurde er 1934 wegen seiner Mitgliedschaft bei der ›Sozialistischen Arbeiter-Jugend‹ aus dem Dienst entlassen.

Für den Zeitraum von 1934 bis 1938 ist keine berufliche Tätigkeit belegt. 1939 wurde er kurzzeitig zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, von September 1939 bis 1950 war er in verschiedenen handwerklichen Berufen tätig, daneben studierte er 1945/46 an der Akademie für bildende Künste in Wien und befasste sich mit Kunstgeschichte. Am 12.12.1945 wurde er in die ›Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs‹ (Gruppe Maler) aufgenommen. Teilnahme an Ausstellungen, u. a. an „Moderne österreichische Malerei“ im Oktober 1948, die in Brünn und Prag gezeigt und vom kommunistischen Stadtrat für Kultur und Volksbildung Viktor Matejka eröffnet wurde. Ab den 1950er Jahren erhielt Bednarik mehrere Aufträge der Stadt Wien zur künstlerischen Gestaltung von Gemeindebauten.

Bednarik hat sich in Essays und Romanen mit der Arbeitswelt auseinandergesetzt. Beiträge und Artikel erschienen während der 1950er Jahre in der katholischen Religions- und Kulturzeitschrift Wort und Wahrheit. 1953 publizierte Bednarik die Studie Der junge Arbeiter von heute – ein neuer Typus, in der er die Entwicklung des kämpferischen, klassenbewussten Arbeiters zum sogenannten „Schlurf“ beschrieb, jenen Jugendlichen, die nur konsumorientiert, aber politisch desinteressiert seien. Seine Darstellung der von den „Schlurfs“ ausgehenden Individualisierung als Gegenmodell zum Totalitarismus wurde vom österreichischen Sozialdemokraten Julius Deutsch und von Ernst Fischer kritisch diskutiert.

Nach der Kriegsheimkehrergeschichte Der Tugendfall (1953) publizierte Kremayr & Scheriau 1954 Bednariks Roman Omega Fleischwolf. Ein Teil dieses Romans war bereits 1953 in Hans Weigels Anthologie Stimmen der Gegenwart publiziert worden, die mit Unterstützung des ›Allgemeinen Jugendkulturwerks Gesellschaft für Freiheit der Kultur‹ herausgegeben wurde. Während die Zeitschrift Spiegel den Roman positiv besprach, wurde von kommunistischer Seite die Darstellung des Arbeiters Adam kritisiert und Bednarik eine falsche Vorstellung vom Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft vorgeworfen.

Ab 1954 war Bednarik als Lektor im Script-Department des amerikanischen Besatzungssenders ›Rot-Weiß-Rot‹ tätig. Ab 1957 Arbeiten für das Österreichische Fernsehen. Sein Artikel Entfremdeter Marx, der zuvor in Wort in der Zeit erschienen war, wurde im August 1966 im Radiosender „Freies Berlin“ gesendet. Bednariks Werke sind in verschiedenen Verlagen erschienen, unter anderem bei Jugend & Volk, wo er ab September 1969 als Lektor und ab April 1975 als Filialleiter angestellt war. Anschließend leitete er bis 1980 die Galerie Alte Schmiede in Wien.

Er fungierte als Vorstandsmitglied des österreichischen P.E.N.-Clubs, war Gründungsmitglied des ›Neuen Hagenbundes‹ sowie Mitglied im Österreichischen Schriftstellerverband. Bednarik wurde mit dem Theodor-Körner-Preis (1962), dem Preis des Wiener Kunstfonds für Literatur (1974) und dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien (1980) ausgezeichnet. 1973 erhielt er den Ehrentitel Professor.

Verwendete Quellen:

Karl Bednarik: Adam im Kino. In: Hans Weigel (Hg.): Stimmen der Gegenwart 1953. Wien: Dürer (Herold) 1953, S. 193-202.

Ders. an Julius Deutsch, Brief v. 4.8.1953, Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Nachlass Karl Bednarik, ÖLA 318/07, Korrespondenzen, Absender Karl Bednarik formell, Folder „Diverse Korrespondenzen“, Mappe 2.2, ohne Sign.

Ders.: Entfremdeter Marx. In: Wort in der Zeit 11 (1966) H. 1, S. 14-19.

Ernst Fischer: Probleme der jungen Generation. Ohnmacht oder Verantwortung? Wien [u.a.]: Europa Verlag 1963, S.128-138.

N.N.: Endstation Fleischwolf. In: Der Spiegel, 10.11.1954, S. 34-35.

N.N.: Rechnung des Senders „Freies Berlin“, Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Nachlass Karl Bednarik, ÖLA 318/07, Gruppe 3.3, Mappe „Diverse Lebensdokumente“.

N.N.: Vertrag als „Scriptwriter“ vom 1.1.1954 mit USIS Info Branch „Rot-Weiß-Rot“, Vienna, Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Nachlass Karl Bednarik, ÖLA 318/07, Gruppe 3.1.

Peter Schuerl: Der „Schlurf“ und die Freiheit. In: Neue Deutsche Literatur 4 (1955) H. 2, S. 146-148.

Anton Tantner: „Schlurfs“. Annäherung an einen subkulturellen Stil Wiener Arbeiterjugendlicher. Morrisville, New York: Lulu 2007.

Wilhelm Tepser: Der Schlurf und der schöpferische Arbeiter. In: Tagebuch 9 (1954) H. 24, S. 8.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Karl Bednarik, kk-diskurse.univie.ac.at

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