Institut für Germanistik

Otto Basil

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Otto Basil, geboren am 24.12.1901 (Wien), gestorben am 19.2.1983 (Wien), veröffentlichte in seiner Jugend erste Gedichte in expressionistischen Zeitschriften. Er begann mit journalistischen Arbeiten in verschiedenen in- und ausländischen Zeitungen, außerdem übersetzte er Literatur aus dem Englischen und Französischen. Nach einem kurzen Studium der Paläontologie und Germanistik, übte er verschiedene Brotberufe aus und arbeitete ab 1927 in der Stahlindustrie. Er pflegte Kontakt mit Schriftstellerkreisen, darunter zu Rudolf Geist.

1938 und dann wieder von 1945 bis 1948 veröffentlichte er die Zeitschrift Plan, die sich in der Nachkriegszeit für avantgardistische und surrealistische Literatur einsetzte sowie die Veröffentlichung von jungen österreichischen Autorinnen und Autoren förderte. Die Redaktion des Plan sprach sich programmatisch gegen eine politische Vereinnahmung aus. Der kommunistische Kulturfunktionär Hugo Huppert kritisierte diesen Sachverhalt im März 1946 erschienenen Jugendheft des Plan und konstatierte, dass dies eine „[...] erschütternde Abwendung von den drängenden Fragen der Zeit und des Volkes“ (Huppert, S. 9) bei den jungen österreichischen Autorinnen und Autoren zeige. Basil würdigte im Plan die Übertragungen der Lyrik von Charles Baudelaire und Paul Verlaine des KP-Politikers und Schriftstellers Ernst Fischer als „erstaunliche Publikation“, nachdem diese Art der Literatur vom orthodoxen Flügel der KPÖ als „bürgerliche Verfallskunst“ (Basil 1948) abgelehnt worden war.

Ab 1948 war Basil in der Kulturredaktion der Tageszeitung Neues Österreich tätig, die von den österreichischen Parteien als „Organ der demokratischen Einigung“ herausgegeben wurde. 1949 unterzeichnete er das Begrüßungstelegramm österreichischer Intellektueller an den Pariser Weltfriedenskongress, der sich gegen die Entstehung militärischer Blöcke richtete. Basil besuchte als Sonderberichterstatter Ostberlin und berichtete über den kulturellen Aufbau in der „Frontstadt des Kalten Krieges“ und in verschiedenen Ländern des Ostblocks. Während Basil einerseits als „theaterkritischer Fellow-Traveller“ kritisiert wurde, galten der Volksstimme seine Reportage über Polen als ein Exempel angewandter Neutralität und Objektivität. Der kommunistische Stadtrat Viktor Matejka lobte ihn 1966 für seine von „Vernunft und Anstand“ (Matejka an Basil) geprägte Haltung im Kalten Krieg. 1956 kam es zu einem Presse-Ehrenbeleidigungsprozess, den Hans Weigel angestrengt hatte. Für Weigel waren politische und kulturpolitische Differenzen der Auslöser, die sich auf seine Kritik an der Zusammenarbeit von Intellektuellen mit der russischen Besatzungsmacht bezogen.

Nach 1945 veröffentlichte Basil zwei Gedichtbände und zahlreiche kulturpolitische und feuilletonistische Artikel. Nachdem 1960 sein Aufsatz Arabesken über den ‚totalen’ Roman erschienen war, der als Theorie des Zukunftsromans gilt, publizierte er 1966 im Wiener Verlag Molden den satirisch-dystopischer Roman Wenn das der Führer wüßte, der mehrere Wochen auf der Liste der österreichischen „Bestseller“ 1966 stand. Der Roman wurde als wichtige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gesehen und seine Erzählweise als „gute Waffe im Kampf gegen die Wiederkehr des Naziungeistes“ (Muschik) gelobt.

Verwendete Quellen:

Hellmut Andics: Der Wadel-Beißer. In: Bild-Telegraf, 26.5.1956.

Otto Basil: Die schwarze Flamme. Gedichte von Charles Baudelaire und Paul Verlaine. Übertragungen von Ernst Fischer. Wien: Erasmus 1947. In: Plan 2 (1947) H. 5, S. 355.

Ders.: Berlin neun Jahre nach Hitlers Ende. Das geordnete Chaos. In: Neues Österreich, 29.9.1954, S. 3.

Ders.: Zu Ernst Fischers Übertragungen französischer Lyrik. In: Bücherschau 2 (1948) H. 5.

Ders.: Arabeske über den ‚totalen’ Roman. In: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien (Hg.): Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Jugend und Volk 1960, S. 239-243.

Hugo Huppert: Väter und Söhne. Eine literarische Erörterung. In: Österreichische Tagebuch 1 (1946) H. 36, 7.12.1946, S. 9-10.

Volker Kaukoreit, Wendelin Schmidt-Dengler (Hg.): Otto Basil und die Literatur um 1945. Tradition – Kontinuität – Neubeginn. Wien: Zsolnay 1998.

Viktor Matejka an Otto Basil, Brief v. 9.10.1966, Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Nachlass Otto Basil, ÖLA 52/97.

Johann Muschik: Parodie als Waffe. In: Neues Österreich, 16.11.1966.

N.N.: Polen, mit offenen Augen gesehen. In: Volksstimme, 12.4.1956.

N.N.: Wiener Kritiker vor dem Richter. Kläger Hans Weigel, Beklagter Otto Basil. In: Die Presse, 26.6.1956, S. 3.

N.N.: Österreichische Intellektuelle grüßen Pariser Weltfriedenskongreß. Beilage zu Österreichisches Tagebuch 4 (1949) H. 4. [Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Nachlass Otto Basil, ÖLA 52/W76.]

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser: Otto Basil, kk-diskurse.univie.ac.at

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