Institut für Germanistik

Wort in der Zeit (1955–1965)

Wegen der hohen Subventionen des Unterrichtsministeriums galt „Wort in der Zeit“, dessen erstes Heft kurz nach dem österreichischen Staatsvertrag 1955 erschien, als offiziöse österreichische Literaturzeitschrift. Die Zeitschrift, die von Rudolf Henz herausgegeben wurde, dokumentiert die österreichische Kulturpolitik zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, die sogenannte „Ära Drimmel“, die sich zur repräsentativen Hochkultur bekannte, um das österreichische Nationalbewusstsein zu stärken. Obwohl das Programm von „Wort in der Zeit“ pluralistisch angelegt war, entwickelte sie sich zu einem „Organ kakanisch konservativer Rückwärtsgewandtheit“ (Goltschnigg/Bartsch). Ab 1959 arbeitete der Schriftsteller Gerhard Fritsch (1924-1969) an der Zeitschrift mit, übernahm 1964 die redaktionellen Agenden und prägte „Wort in der Zeit“ sowohl inhaltlich, als auch konzeptuell mit, indem er die Zeitschrift auch jungen LiteratenInnen, wie z. B. der „Wiener Gruppe“, öffnete. Große Bedeutung für die Zeitschrift hatte die Gründung der „Österreichischen Gesellschaft für Literatur“ 1961.

In der Gesellschaft befanden sich nicht nur die Redaktionsräume, sondern sie übernahm auch den Vertrieb der Zeitschrift an ausländische Institutionen. Zudem berichtete „Wort in der Zeit“ über die Arbeit der Gesellschaft, brachte Veranstaltungsberichte, literarische Texte der eingeladenen Gäste und diente den Mitarbeitern der Gesellschaft als Forum, wodurch sie stärkere literaturpolitische Akzente erhielt. Ab April 1966 erschien die neue offizielle Literaturzeitschrift „Literatur und Kritik“, die sich sowohl personell, als Herausgeber fungierten Fritsch, Henz und Paul Kruntorad (ab 1967 Jeannie Ebner), als auch organisatorisch und programmatisch wenig von „Wort in der Zeit“ unterschied. 

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