Institut für Germanistik

Furche (1945–)

Am 1. Dezember 1945 erschien erstmals die „Furche“, die von Friedrich Funder (1872-1959) als katholische Wochenzeitschrift konzipiert und herausgegeben wurde. Neben den politischen Themen – deren zentrales Thema die Stärkung des nationalen Selbstbewusstseins war – enthielt die „Furche“ als Beilage den Kulturteil „Die Warte, Blätter für Literatur, Kunst und Wissenschaft“. In Reportagen wurde über aktuelle Kulturereignisse, sowohl national als auch international, berichtet, wobei vor allem das Kulturleben Osteuropas im Zentrum stand. Obwohl die tatsächlichen politischen Zustände in den Ländern des realen Sozialismus ignoriert wurden, unterstrich man die traditionellen Wurzeln Österreichs im Osten, die gleichzeitig als Unterscheidungsmerkmal zu Deutschland herangezogen wurden. Insbesondere bemühte sich Friedrich Heer entgegen der üblichen Blockbildungen des Kalten Krieges für eine Verständigung, wodurch er in den Verdacht geriet ein „Kryptokommunist“ zu sein.

In literaturkritischen Beiträgen versuchte man österreichische Autoren und ihr Verhältnis zu Österreich zu erfassen, sowie ideengeschichtliche Traditionen der österreichischen Literatur gegen die deutsche abzugrenzen. Der künstlerischen Moderne stand man eher skeptisch gegenüber, so wurde z. B. der Surrealismus attackiert. Der Anteil der jungen SchriftstellerInnen, die in der „Furche“ publiziert wurden, war eher gering.

Institut für Germanistik | FWF-Projekt „Diskurse des Kalten Krieges“ (Projektnummer P 22579-G20)  | Universität Wien  | Universitätsring 1  | A-1010 Wien