Institut für Germanistik

Hannelore Valencak

Autorenporträt herunterladen

Hannelore Valencak, geboren als Hannelore Mayer am 23.1.1929 (Donawitz), gestorben am 9.4.2004 (Wien), wuchs in der Steiermark im Arbeitermilieu auf. Sie studierte Physik an der Universität Graz, wo sie auch 1955 promovierte und anschließend eine berufliche Tätigkeit in der Metallindustrie ausübte. Valencak schrieb ab den 1950er Jahren Lyrik und erhielt zahlreiche Förderungspreise (1954 Ehrengabe zum Georg-Trakl-Preis für Lyrik, 1956 Lyrikförderungspreis der Stadt Graz).

Hans Weigel veröffentlichte 1953 und 1954 erste Gedichte und Kurzprosatexte Valencaks in der Reihe Stimmen der Gegenwart. Die Autorin bedankte sich in ihrer Erinnerung an Weigel für seine Unterstützung und Förderung (Valencak 1998). Nachdem sie weitere Gedichte in Anthologien und zahlreiche Erzählungen in österreichischen und internationalen Zeitungen veröffentlicht hatte (Valencak 1955), erschien 1961 der erste Erzählband Morgen werden wir es wissen im Salzburger Otto Müller Verlag.

1957 wurde sie für den unveröffentlichten Roman Feuer auf steinernem Herd mit dem Förderungspreis zum Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet. Während die zeitgenössische Kritik zum Teil die staatliche Förderung von Literatur dafür lobte, dass sie literarische Neuentdeckungen wie jene von Valencak ermöglichte, die als „typisch österreichische“ (Boeck) Autorin empfunden wurde, wurde in Bezug auf die literarische Qualität auch kritisch angemerkt, dass das „Füllhorn österreichischer Staatspreise ohnedies unerschöpflich“ (Fink) sei und auch mittelmäßige Talente fördere.

Der utopische Roman Feuer auf steinernem Herd erschien 1961 unter dem Titel Die Höhlen Noahs im Wiener Wollzeilen Verlag. Er stellt die Frage, ob der Kampf ums Überleben für die Menschheit nach einer Atomapokalypse überhaupt noch sinnvoll wäre. Der Roman wurde 2012 im Residenz Verlag neu aufgelegt.

Valencak lebte ab Mitte der 1970er Jahre als hauptberufliche Schriftstellerin in Wien. Neben weiteren Romanen, die sich besonders mit der Rolle und Situation von Frauen in der Gesellschaft beschäftigten, hat sie auch mehrere Jugendbücher verfasst. Der 1972 erschienene Roman Vorhof zur Wirklichkeit gilt als stark autobiographisch geprägt. Ab den 1950ern erhält sie zahlreiche weitere Literaturpreise, z. B. 1977 Österreichischer Staatspreis für Kinderbücher.

Verwendete Quellen:

Johann A. Boeck: Starke Prosa unserer Staatspreisträger. In: Die Furche, 9.9.1961.

Humbert Fink: Österreichs unjunge Erzähler. In: Forvm (1961) H. 8, S. 463f.

Marianne Gutwinski: Studien zu Hannelore Valencak. Soziale Erfahrung, Wege zur Literatur, Probleme der Wertung. Wien: Hausarbeit 1988.

Evelyne Polt-Heinzl: Kein Raum zum Schwungholen. Hannelore Valencak – Chronistin der Frauenleben nach 1945. In: Evelyne Polt-Heinzl und Daniela Strigl (Hg.): Im Keller. Der Untergrund des literarischen Aufbruchs um 1950. Wien: Sonderzahl 2006, S. 53-64.

Hannelore Valencak: Die Spirale. / Begegnung nach dem Tod. In: Hans Weigel (Hg.): Stimmen der Gegenwart 1953. Wien: Dürer (Herold) 1953, S. 65.

Dies.: Verlorenes Paradies. In: Hans Weigel (Hg.): Stimmen der Gegenwart 1954. Wien: Dürer 1954, S. 235-243. (In der Kurzbiographie am Ende des Bandes wird die Autorin unter dem Namen Valencak-Kofler geführt.)

Hannelore Valencak-Kofler: Bienenlied / O bleibe, Liebe / Abend am Weiher. In: Adolf Schärf (Hg.): Zeitbilder 1955. Sozialistische Beiträge zur Dichtung der Ggenwart. Wien: Verl. d. Wiener Volksbuchhandlung 1955, S. 172f.

Hannelore Valencak: Furcht vor der Größe. In: Elde Vujica (Hg.): Im Dialog mit Hans Weigel. Freunde und Weggefährten erinnern sich. Graz, Wien: Styria 1998, S. 253f.

Zitierbar als: Desiree Hebenstreit, Stefan Maurer und Doris Neumann-Rieser:Hannelore Valencak, kk-diskurse.univie.ac.at

Institut für Germanistik | FWF-Projekt „Diskurse des Kalten Krieges“ (Projektnummer P 22579-G20)  | Universität Wien  | Universitätsring 1  | A-1010 Wien